Samstag, 20. Juli 2013

Der Preis des Erfolges...

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Preis des Erfolges ist in unserer auf Leistung getrimmten Gesellschaft, in der jeder so gut wie möglich zur Maximierung des Profites zu "funktionieren" hat, mitunter sehr hoch, für viele Menschen ist er so hoch, dass sie diesen mit ihrem Leben bezahlen.

Der Preis des Erfolges vieler Manager und Arbeitnehmer


Viele Krankheiten in unserer Gesellschaft sind die Antwort auf die Einengung der Lebensinteressen der Menschen. Nur wenige Menschen können von sich behaupten, dass sie den Beruf ausüben, der ihrem Lebenswunsch entspricht, der für sie Berufung und nicht nur Einkommensquelle für den Lebensunterhalt ist.

Oft wird der Traumberuf für manche dennoch zum Alptraum - nämlich dann wenn die äusseren Umstände durch staatliche Gewalt und kommerzielle Interessen zu einer Arbeitsverdichtung führen, die wiederrum zu einer entsprechenden Einengung der Lebensinteressen führt und zur seelischen Belastung des Arbeitnehmers wird. Viele Ärzte können hiervon in Deutschland ein Lied singen - tun es aber nicht - zumindest nicht öffentlich. Sicherlich lässt sich die Zahl der Berufe mit ähnlichen Problemen für die Lebensführung weiter ausweiten - angefangen bei der Pflege in Krankenhäusern und in Altenheimen bis hin zu jenen Leistungsträgern der Gesellschaft, über die die Massenmedien nicht berichten, jenen die Verantwortung für ganze Herrscharen von Arbeitnehmern übernehmen und dafür oft einen hohen Preis bezahlen müssen.

Gesundheit ist ein Prozess

Gesundheit ist ein Prozess der Anpassung an jene Bedingungen, welche das Leben und die Arbeitsbedingungen uns vorgeben. Gesundheit und Krankheit beschreiben dabei unser "Wohlempfinden", wie auch unser "Missempfinden" und unser "Unwohlsein". Sie beschreiben den Zustand unseres Lebens und unseres Umfeldes, in dem wir leben.

Gesundheit braucht Zeit - genauer gesagt "freie Zeit" - und das jeden Tag aufs neue. Eine Zeit, die nicht verplant oder mit Problemen belastet ist, mit Arbeit, Kindern oder der Organisation des Alltages besetzt ist, sondern in der ihre eigene Seele einfach nur sprichwörtlich durchatmen kann. Nur in einer solchen freien und offenen Zeit können sich die Sinne öffnen - nur in einer solchen Zeit, in der es keinen Erfolgsdruck gibt - stellt sich jene Offenheit ein, in der ein jeder sich erden und ausbalancieren kann.

Bill Gates selber, soll dem vernehmen nach, jeden Tag bereits bei Gründung von Microsoft sich jeden Tag eine halbe Stunde Zeit für sich genommen haben, eine halbe Stunde in der es weder Termine oder anderweitige Verpflichtungen gab. Eine halbe Stunde, in der er sich zurückzog und in sich selbst einkehrte und nicht durch das Leben hetzte.

Der Anspruch in unserer Leistungsgesellschaft, alles möglichst schnell zu erledigen - gemäss dem Motto: "Zeit ist Geld" stellt nicht nur eine einseitige Reduzierung unseres Lebens auf den Leistungsgedanken dar, sondern ist auch sprichwörtlich der tödlich für das Leben.

Manche Menschen sagen, dass sie erst im Urlaub Zeit haben für jene Dinge, die sie schon immer machen wollten - vergessen dabei aber, dass damit bereits der nächste Sargnagel bereits in den Sarg gehauen wird, den sie sich selber zusammenzimmern und Stress vorprogrammiert ist.

Viele Menschen reduzieren das Leben auf Effektivität und kreisen es zeitlich ein. Ein typischer Ausspruch dieser Leistungsgesellschaft ist dabei: "Fasse Dich kurz und halte mich nicht auf!" Unter solchen Bedingungen nehmen die meisten Menschen sich selbst in den Schwitzkasten und setzen sich unnötigerweise unter Druck, was am Ende nicht nur dem eigenen Leben, sondern auch im Umgang mit allen anderen abträglich ist.

Freie Zeit wird unter solchen Umfeldbedingungen zu einem echten Luxusgut, dass man sich nur noch ab und zu leisten kann. 

Kranheiten treten gerne in Umbruchsituationen auf und sind Ausdruck des Überganges und des Wandels in den Erlebnisqualitäten im Leben. So kommt es mitunter vor, dass der Hochschulprofessor einen Tag nach seiner Emeretieung und dem Ende seiner beruflichen Laufbahn, ebenfalls "verendet" - am womöglich ersten freien Tag seines Lebens, an dem er vielleicht nach vielen Jahren ausgelassen gefeiert hat und dabei an die Grenze des Lebens gelangt ist. Plötzlich macht das Herz dicht, es verschliesst sich. Ein über Jahre in Not geratenes Herz bekommt seinen Infarkt.

Dies braucht nicht im hohen Alter passieren, oft passiert dies auch schon bei Menschen im besten Alter - die in dieser Leistungsgesellschaft noch viel erreichen wollen - und den beruflichen Aufstieg um sprichwörtlich jeden Preis suchen. Der Preis dieses Erfolges ist so hoch, dass viele die den Sprung in die höchsten Führungsebenen anstreben, dabei zerfressen vom Ehrgeiz und dem Streben nach einem möglichst effektivem pünktlichen und arbeitssamen Leben eines "normalen" Menschen, wie unsere Gesellschaft dieses krankmachend nennt, selber sich zugrunde richten. Der Preis des Erfolges ist häufig der Herzinfarkt - oft noch vor der Lebensmitte oder der frühe Tod. Aber auch andere stressbedingte Krankheiten und die Folgen einer falschen Lebensführung, die angefangen vom Bewegungsmangel bis hin zu falscher Ernährung, beispielsweise zum Bluthochdruck, dem slow death , oder auch Diabetes führen können.

Manchmal kommt es auch vor, dass besonders sich unter Erfolgsdruck setzende Patienten dabei vorrübergehend erblinden - was morphologisch mit Ödemen an der Netzhaut der Patienten, wie im Falle der Retinits centralis serosa, einhergehen kann. Auch hier muss man den Betroffenen zu einer Entschleunigung ihres Lebens raten, um Genesung zu erzielen. Oftmals ein schwieriges Unterfangen der unter "Hochdruck" stehenden Patienten.

Gesundheit ist - wie das Leben - ein Weg und die Krankheiten und Beschwerden erzählen uns von den Kränkungen und den beschwerlichen Umständen auf dem Lebensweg eines jeden einzelnen, welche diesem im Leben begegnen. 

Krankheiten erzählen von den Begegnungen der Vergangenheit, oft über Verdrängtes, was aus dem Keller zu holen ist. Wenn Menschen krank werden streikt oft nicht nur der Körper, sondern auch die Seele. Das Befinden der Betroffenen ist gestört und befindet sich nicht mehr in der Balance - weder körperlich, noch seelisch, noch geistig oder sozial.

In solchen Phasen ist unsere Lebens- und Beziehungsordnung - oder im grösseren Massstab auch die Ordnung einer gesamten Gesellschaft, ja ganzer Staaten und Gemeinschaften in Gefahr. In solchen Phasen muss der Grund für die Störung der Lebenssysteme und deren wahre Ursachen gefunden werden.

Viele Menschen glauben, dass Dinge die sie nicht ansprechen, sondern verdrängen, sich früher oder später von selbst erledigen. Doch dies ist eine Falle, denn genauso wenig wie das Schuldenproblem der USA oder auch Europas sich von selbst erledigen werden, werden Dinge nicht erledigt, die man nur verdrängt, so wie es die Politik gerne tut. Krankheit ist dann nur die logische Folge mit allen ihren krisenhaften Verläufen - bis hin zum Tode. 

Verdrängung ist der Grund, warum sich Krisen immer wiederholen - soziale, gesellschaftliche oder im Falle von Krankheit auch seelische Krisen. 

Gesundung setzt einen offenen und ehrlichen Umgang mit ungelösten Konflikten voraus, so dass sie sich nicht manifest auf unser Leben, unsere Gesundheit auswirken. Nur so kann das Wohlbefinden aller - vor allem aber ihr eigenes verbessert werden.

Es gilt vielmehr, dass die bewusste und ehrliche Auseinandersetzung mit Konflikten - egal auf welcher Ebene - und die oftmals sehr viel Geduld erfordernde Suche nach Lösungen, sehr viel zum Wohlergehen eines jeden einzelnen beitragen und eigentlich erst Gesundheit auf allen Ebenen ermöglichen.

Herzliche Grüsse.

Ihr,

Cord Uebermuth.

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