Montag, 9. März 2015

Wird Bisphenol A dem Bayer Konzern zum Verhängnis?

In der letzten Woche wurde an dieser Stelle auf die Hormon ähnliche und gesundheitsschädliche Wirkung von Bisphenol A in Plastikverpackungen hingewiesen.

BPA ist inzwischen gut untersucht und es mehren sich die Anzeichen das BPA nicht nur neurologische Schäden und diverse gesundheitliche Schäden verursacht - mehr noch. Es ist möglicherweise mit dem gehäuften Auftreten von Prostatakrebs, Herzkreislauferkrankungen und damit verbundenen Todesfällen, vergesellschaftet.

Bayer - Monatschart scheint erst einmal ausgereizt...

Chart erstellt mit www.tradesignalonline.com

BPA ist in Kanada für Kinder bis 18 Monate verboten, da es offenbar die Hirnentwicklung der Säuglinge und Kinder massiv stört - und dies nachhaltig.

Ebenso ist BPA inzwischen auch in Frankreich verboten. Doch in Deutschland will man voll all dem nichts wissen. Verbraucherschutz ist Fehlanzeige. Dabei steht BPA nicht nur in Verdacht ein wesentlicher Co-Faktor bei der Zunahme der Infertilität und Unfruchtbarkeit in den Industrienationen zu sein, sondern ebenso mit einem gehäuften Auftreten von Fettleibigkeit und einer erhöhten Insulinresistenz vergesellschaftet zu sein, welche das Auftreten eines Typ-II Diabetes begünstigt.

Angesichts dieser inzwischen gut dokumentierten Folgen durch den Einsatz von BPA in Plastikverpackungen, sollten Anleger die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass den Herstellern dieser Verpackungen und den Produzenten von BPA eine Klagewelle drohen könnte - allem voran in den USA, falls dort ein Krebserkrankter oder BPA geschädigter Patient auf die Idee kommen sollte Bayer und andere Chemieunternehmen zu verklagen.

Welche Folgen solche Sammelklagen für ein Unternehmen haben, hat bereits in der Vergangenheit der Skandal um Lipobay das Unternehmen in existentielle Not gebracht.



Auch der als Innovation vermarktete Einsatz von Xarelto ist nicht ganz unumstritten und für Bayer nicht unproblematisch.


Während die Bayer AG sich bei Schadensersatzklagen gegen durch Medikamente verursachte Gesundheitsschäden noch auf den Beipackzettel berufen kann, sieht die Sachlage bei der gesundheitsschädlichen Wirkung des Bisphenol A hingegen vollkommen anders aus. BPA wird ohne Warnhinweis auf den Verpackungen in den Verkehr gebracht. Somit dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis jemand eine gesundheitliche Schädigung auf die regelmässige Verwendung von BPA haltigen Kunststoffen zurückführt. Sollte ein Gericht dieser Auffassung eines Tages folgen, so kann Unternehmen wie der Bayer AG, milliardenschwere Schadensersatzklagen aus den USA, das wirtschaftliche Überleben kosten. 

Zwar wirbt die Bayer AG mit der angeblichen Sicherheit von BPA in ihren chemischen Produkten: 


Doch die Risikoeinschätzung zum BPA und die Beurteilung durch die EFSA ist in Fachkreisen mehr als umstritten.


Dennoch und trotz der Kritik aus medizinischen Fachkreisen - werden die Warnungen schlichtweg bei den Behörden ignoriert - mit Ausnahme von Kanada und neuerdings auch Frankreich.

Wenn die Bayer AG zu BPA schreibt: 

"...Es stellt weder ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar, noch hat es irgendwelche schädlichen Umweltauswirkungen. Mögliche Spuren der Substanz in der Umwelt werden vorwiegend – mit Ausnahme einer Beurteilung durch die kanadische Regierung – nicht als schädlich angesehen..."

Dann ist die vorgenannte Aussage nicht nur gelogen, sondern mehr noch, sie stellt eine gezielte Desinformation der Nutzer von BPA-Produkten dar.
BPA verändert die physiologischen hormonellen Antworten im Organismus und ebenso bei Krebszellen. Untersuchungen an Brustkrebszellen weisen auf deutlicher Alterationen des Zellstoffwechsel in Gegenwart von BPA hin. (Patterson et al.: Sustained reprogramming of the estrogen response after chronic exposure to endocrine disruptors, Mol Endocrinol. 2015 Mar;29(3):384-95. doi: 10.1210/me.2014-1237. Epub 2015 Jan 16.)

In einer im Januar erschienen Übersichtsarbeit weisen Gao et al. auf die Wirkung von BPA bei der Entstehung hormonabhängiger Tumoren, wie Prostatakrebs, Brustkrebs, Eierstockkrebs und anderen noch einmal ausführtlich hin:

Bisphenol A and hormone-associated cancers: current progress and perspectives.


" Bisphenol A (BPA), a carbon-based synthetic compound, exhibits hormone-like properties and is present ubiquitously in the environment and in human tissues due to its widespread use and biological accumulation. BPA can mimic estrogen to interact with estrogen receptors α and β, leading to changes in cell proliferation, apoptosis, or migration and thereby, contributing to cancer development and progression. At the genetic level, BPA has been shown to be involved in multiple oncogenic signaling pathways, such as the STAT3, MAPK, and PI3K/AKT pathways. Moreover, BPA may also interact with other steroid receptors (such as androgen receptor) and plays a role in prostate cancer development. This review summarizes the current literature regarding human exposure to BPA, the endocrine-disrupting effects of BPA, and the role of BPA in hormone-associated cancers of the breast, ovary, and prostate."

 Quelle: Medicine (Baltimore) 2015 Jan;94(1):e211

Es wirkt angesichts der vielen vorliegenden Hinweise für eine massive Gefährdung der Gesundheit der mit BPA in Kontakt kommenden Menschen mehr als befremdlich, wenn die Konzernführung der Bayer AG dennoch weiterhin die Meinung vertritt, dass BPA gesundheitlich unebdenklich sei - ja mehr noch vermeintlich sicher. Entweder ist die Bayer AG verantwortungslos - oder in Sachen Sicherheitsbewertung und Risikoeinschätzung der Gefahrenlage durch BPA vollkommen inkompetent, so wie die Amtsschimmel in den Behörden, die mehr als berechtige Kritiken am Einsatz von BPA seitens medizinischer Spezialisten auf diesem Gebiet weiterhin fortlaufend ignoriert. Erst im Januar heisst es in einer neu erschienen Arbeit zum BPA:

"At a specific dose level, BPA exposure also shows oxidative toxicity and carcinogenic effects. " (Srivastava et al. 2015)

BPA führt zu einem erhöhten oxidativen Stress auf zellulärer Ebene und zur vermehrten Freisetzung von reaktiven Sauerstoffradikalen, welche zu Veränderungen von Zellmembranen durch die sogenannte Lipidperoxidation führen. Diese wird interessanterweise auch bei der Entstehung der altersbedingten Makuladegeneration, der häufigsten Erblindungsursache in den Industrienationen, beobachtet.

Eine im letzten Monat erschienene Studie zur BPA Exposition beim Konsum von Limonaden und Softdrinks aus Plastikflaschen weist auf ein signifikantes Risiko zur Entstehung von Bluthochdruck hin. Insbesondere scheint der Konsum von mit BPA kontaminierten Lebensmitteln in Plastikverpackungen zu akuten Blutdruckanstiegen zu führen.

Exposure to bisphenol A from drinking canned beverages increases blood pressure: randomized crossover trial.

Bae et al. Hypertension2015 Feb;65(2):313-9. doi: 10.1161/HYPERTENSIONAHA.114.04261. Epub 2014 Dec 8.
"Bisphenol A (BPA) is a chemical used in plastic bottles and inner coating of beverage cans, and its exposure is almost ubiquitous. BPA has been associated with hypertension and decreased heart rate variability in the previous studies. The aim of the present study was to determine whether increased BPA exposure from consumption of canned beverage actually affects blood pressure and heart rate variability. We conducted a randomized crossover trial with noninstitutionalized adults, who were aged ≥60 years and recruited from a local community center. A total of 60 participants visited the study site 3 times, and they were provided the same beverage in 2 glass bottles, 2 cans, or 1 can and 1 glass bottle at a time. The sequence of the beverage was randomized. We then measured urinary BPA concentration, blood pressure, and heart rate variability 2 hours after the consumption of each beverage. The paired t test and mixed model were used to compare the differences. The urinary BPA concentration increased after consuming canned beverages by >1600% compared with that after consuming glass bottled beverages. Systolic blood pressure adjusted for daily variance increased by ≈4.5 mm Hg after consuming 2 canned beverages compared with that after consuming 2 glass bottled beverages, and the difference was statistically significant. The parameters of the heart rate variability did not show statistically significant differences.The present study demonstrated that consuming canned beverage and consequent increase of BPA exposure increase blood pressure acutely."

Die Bayer AG ist gut beraten die mit Bisphenol A vergesellschafteten signifikanten Gesundheitsrisiken nicht weiter zu verharmlosen und BPA so schnell wie möglich vom Markt zu nehmen, sofern das Unternehmen sich nicht eines Tages massiven Schadensersatzklagen und Sammelklagen aus den USA und andernorts ausgesetzt sehen will.

Das es auch ohne BPA geht, zeigt nicht nur Kanada, sondern inzwischen auch Frankreich.


Doch auch was das Verbot in Frankreich angeht, so scheint auch dort Bayer in seiner öffentlichen Risikoeinschätzung das Vorgehen Frankreichs nicht in seiner offiziellen Darstellung berücksichtigen zu wollen. Wie sonst ist das Verschweigen des BPA Verbots seitens der Bayer AG im Webauftritt zu erklären? Inkompetenz oder Vorsatz? Was auch immer - die Verharmlosung der gesundheitlichen Risiken durch BPA seitens der Bayer AG ist mehr als nur befremdlich. Sie ist fast schon kriminell...

Hinweis: Es besteht kein Interessenkonflikt. 

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