Sonntag, 3. August 2014

Banco Espirito Santo - High Noon in Portugal...

Nur noch knapp 6 Stunden dauert es bis die Börsen in Asien und Australien eröffnen. Derweil geht es in Portugal bei der Banco Espirito Santo um alles oder nichts.

Seit Freitag Nachmittag kurz vor fünf MESZ ist die Aktie vom Handel ausgesetzt. Kurz vorher hat Goldman Sachs Medienbereichten zufolge sich von seinen Anteilen an der Pleitebank getrennt.

Sollte bis Mitternacht keine Lösung für die gestrauchelte Bank in Portugal gefunden worden sein, so darf spätestens mit Handelseröffnung am frühen Morgen in Europa in Portugal ein Bank Run erwartet werden.

Schon jetzt ist absehbar dass die Aktionäre, sofern überhaupt eine Rettung der Pleitebank zustande kommt, ebenso wie die Anleihebesitzer zur Kasse gebeten werden dürften - und das nicht zu wenig.

Es ist davon auszugehen, wenn die Rettung scheitert, dass die Filialen der Bank ab morgen geschlossen bleiben und die Anleger und Sparer nicht mehr an ihr Geld kommen werden.

Medienberichten zufolge wird im Hintergrund fieberhaft nach einer Lösung der vertrackten Lage gesucht. Ob sie zustande kommt steht in den Sternen.

Es darf allerdings bezweifelt werden, dass die Portugiesen das Milliardengrab der Pleitebank und die Millionengehälter finanzieren werden. Auch eine Abwickelung der Investmentsparte sollte in Betracht gezogen werden und die Abtrennung derselben vom kommerziellen originären Bankbetrieb, der durchaus auch ausgegliedert werden könnte und in eine eigene neu zu gründende Bank überführt werden kann, während die Konkursmasse der alten Banco Espirito Santo liquidiert wird.

Auf jeden Fall dürfte eine Rettung die Besitzer und Altaktionäre der Pleitebank sehr teuer zu stehen kommen. Wieviele Milliarden neue Aktien zur Rettung ausgegeben werden ist noch vollkommen offen. Ich persönlich schätze dass es zwischen 100 Milliarden und 500 Milliarden neue Aktien sein werden, die man für die Kapitalbeschaffung benötigen wird. Diese könnten zwischen 0.03 Euro oder 0.007 Euro kosten. Einen höheren Preis dürften private Finanzinvestoren wohl kaum bereits sein in Anbetracht der Probleme der Bank derzeit auf den Tisch zu legen - zumal ein Grossteil dieser Gelder  für die Bezahlung von Forderungen und nicht für die Unternehmensentwicklung verwendet werden dürften.

Desweiteren muss nach dem Kapitalschnitt mit Kapitalerhöhung in der oben genannten Form mit einem Reverse Split gerechnet werden. Dieser wird massgeblich von der Zahl der neu ausgegeben Aktien abhängen. Anleihebesitzer und Altaktionäre dürften bei dieser Massnahme sehr wahrscheinlich in die Röhre schauen. Scheitert aber selbst eine solche Massnahme am Desinteresse der Finanzinvestoren, dann dürfte es einen schwarzen Montag morgen an den Börsen Portugals geben. Wie tief die Banco Espirito Santo im Morast steckt ist vollkommen unklar. Zuviel wurde bereits vor der Handelsaussetzung gelogen, als das hier das Vertrauen der Anleger in die Überlebensfähigkeit des Pleiteinstitutes wieder hergestellt werden könnte.

Anleger und Investoren, die ein solches Risiko tragen wollen, sollten abwarten bis die Aktie, sofern es überhaupt zu einer Handelsaufnahmen nochmal kommen sollte, alle Prozesse und Massnahmen durchlaufen hat und absehbar ist wie massiv die Altaktionäre und Anteilseigner zur Kasse gebeten werden.

Das diese zur Kasse gebeten wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Fall sein. Andernfalls verliert der politische Primat Portugals, aber auch in der EU jedwede Glaubwürdigkeit. 

Eine Rettung der Bank  und damit der Eignerfamilie zu Lasten der Steuerzahler und der eh schon verarmten Bevölkerung dürfte in Portugal kaum vermittelbar sein. 

Der Countdown läuft - um Mitternacht eröffnen die Börsen in Asien. Bereits vorher sollte ein Lösung präsentiert werden, andernfalls droht ein weltumspannender Abverkauf an den Aktienmärkten. Gegen ca. 21:30 MESZ wird die Bank of Portugal wohl Details zur geplaten Restrukturierung bekannt geben. Demnach dürfte eine Bad Bank die toxische Assets aufnehmen, die Aktionäre und Anteilseigner ebenso zur Kasse gebeten werden und dann eine Kapitalinfusion erfolgen.

http://online.wsj.com/articles/portugal-mulls-banco-espirito-santo-recapitalization-1407078624

Gleichwohl dürfte eine Rettung der Bank ohne strukturelle Änderungen des Banksystems im Sinne von Trennbanken auf der anderen Seite vollkommen falsche Signale aussenden und am Ende das globale Finansystem wesentlich mehr destabilisieren als alle Rettungsmassnahmen bereits zuvor.Die geplante Rettung der Banco Espirito Santo ist ein Signal in die falsche Richtung, zumal die toxischen Assets den Steuerzahlern aufgehalst werden und deren Ersparnisse gleichzeitig der Grossfinanz übereignet werden. Die ganze Aktion mutet an wie ein gewaltiger Raubzug durch die Ersparnisse der europäischen Völker. Unfassbar, was die Verantwortlichen da planen.

Man darf gespannt sein, wie stark die größten Anteilseigner einschliesslich der Credit agricole zur Kasse gebeten werden.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen