Sonntag, 7. Juni 2015

Pierre Brice kehrt in die ewigen Jagdgründe zurück...

Pierre Brice ist tot. Sie haben es sicherlich bereits gestern in den Nachrichtensendungen gehört. Die deutsche Filmlegende kam in der Rolle des Winnetou´s, des Kämpfers des Guten gegen das Böse zu Ruhm und Ehren, war aber in seiner Heimat Frankreich kaum bekannt....



Ich erinnere mich noch, wie ich als kleiner Bub von vielleicht 6 oder 7 Jahren damals mit meinem Bruder und meinen Eltern, die Staffeln im Fernsehen gucken durfte. Es waren die 70´er Jahre, Deutschland hatte mit Franz Beckenbauer gerade die Fussballweltmeisterschaft gewonnen und es gab zum erstenmal Farbfernsehen.

Telefonieren im Festnetz kostete pro Minute, soviel wie drei gute Brötchen vom Bäckermeister um die Ecke und die Staatsfinanzen waren in Ordnung und noch nicht aus dem Ruder gelaufen.

Als unbedarfter I-Dötze kam mir das, was im Fernsehen damals gezeigt wurde, verdammt real vor. Heute weiss ich, dass der Müll in den Massenmedien eine Scheinwelt ist, welche mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat und in der sich die Eliten selbst inszenieren um die Massen zu belügen und betrügen..

Ganz Deutschland schien damals vor dem Fernseher zu sitzen und mit den "Abenteuern" des Apachen mitzufiebern. Karl May erlebte eine Renaissance - eine Wiedergeburt. Ich müsste lügen, wenn ich bestreiten würde, dass ich damals ein großer Winnetou Fan wurde. Meine Oma nähte mir zu Karneval sogar ein Winnetou Kostüm und bastelte mir eine Winnetou Perücke mit langen dunklen Wollfäden. Ausgestattet mit einem Gummibeil aus dem Spielzeugladen mache ich damals als Kinderjeck Jagd auf die Bösen...


Heute, wie  damals, waren die Sommerabende, an denen die Filme gesendet wurden lauwarm und herrlich frisch. Es war ein Genuss die Filme zu sehen - es waren Familienabende - in denen alle mit den Helden der Leinwand mitbibberten. Es war die Zeit, als die Menschen durch die Massenmedien nicht permanent mit dem letzten Blödsinn beschallt wurden und das Wort Computer genauso wenig im Alltag existierte, wie Handys oder Google und anderer überflüssiger Schnickschnack.

Es war die Zeit in der die Natur nicht durch Flächenversiegelung so extrem zerstört worden war, wie sie es bereits heute ist. Winnetou war ein Held in Deutschland geworden - und nicht ganz unschuldig daran war ein Mann Namens Pierre Brice, der zusammen mit Lex Parker, Ushi Glas, Mario Adorf, Terrence Hill und Götz George die Botschaft des Guten in die Welt trug. Er machte dies so gut, dass ich als kleiner unbedarfter Junge wirklich glaubte, dass Winnetou im dritten Teil der Serie gestorben sei. Die Tränen rollten so denn damals die Wange nur so runter. "Winnetou ist tot!". Ich dachte damals er sei wirklich gestorben...

Was man mir damals nicht erzählte, als ich noch in den Kinderschuhen steckte, dass im Fernsehen nur Illusionen und fiktive Geschichten, also Scheinweltem verkauft werden, die nichts mit der Realität zu tun haben. Es war nur ein Film, eine Geschichte von vielen, nicht mehr und nicht weniger.

Gleichwohl verbinde ich mit der damaligen Zeit viele positive Erinnerungen. Es war die Zeit des Aufbruchs, des deutschen Wirtschaftswunders. Eine Bayeraktie kostete damals umgerechnet rund 2.50 Euro. Von den Ölkrisen bekam ich damals nicht viel mit - ausser dass wir plötzlich des Sonntags auf der nahegelegenen Autobahn spazieren gingen. Man fuhr mit pastellgrünen Renault 4 in den Urlaub. Einem Wagen, der minimalistischer kaum ausgestattet sein konnte. Ohne Schnickschnack wie Bordcomputer und anderem Blödsinn. Navigationssystem gab es nicht - dafür aber um so häufiger zwischenmenschliche Begegnungen, spätestens wenn man nach dem Weg fragen musste....

Heute - mehr als 40 Jahre später wünscht man sich die Zeiten zurück, als die Welt noch nicht aus den Fugen geraten war, als Grünflächen und Wälder nicht dem automobilen Wahnsinn einer von Gier und Wachstum zerfressenen Wertemodell aus Schulden und noch mehr Schulden bestehenden Finanzsystem nicht total weichen mussten. Ok - die Flüsse waren damals eine einzige Chemiegülle in Deutschland, der Rhein als größter  Fluss Deutschlands eher eine Abwasser als ein Fluss. Doch auch wenn die Wasserqualität im Rhein sich seit damals stark verbessert hat, so hat dies das Artensterben weltweit seit damals nicht verhindern können - im Gegenteil - es hat inzwischen vernichtende Ausmasse angenommen.

Seit der Austrahlung der Winnetou Filme sind bereits viele Monde vergangen und die Welt ist nicht unbedingt besser geworden. Mehr denn je wird gemordet, getötet, gelogen und betrogen. Dies dürfte aber auch bereits zur Pierre Brice Zeiten als Winnetou der Fall gewesen sein, denn ansonsten hätten die Winnetou Filme nicht solch einen Zulauf gehabt.

Pierre Brice ist tot - und er verstarb an den Folgen einer Lungenentzündung. Mit 86 Jahren hat er die Gnade gehabt ein hohes Alter zu erreichen - in einem sicherlich materilell und hoffentlich auch idell erfüllten Leben. Sein Tod führt uns vor Augen, dass alles - auch unsere eigene Existenz - eines Tages enden werden.

Mit dem Tod von Pierre Brice stirbt nicht nur die Person Pierre Brice, sondern auch Winnetou. Was weiterlebt ist seine Botschaft, stets für das Gute zu kämpfen und dem Bösen abzuschwören...

Danke Pierre Brice - ich möchte keine Minute der Filme von damals missen. Es war eine großartige Zeit - ohne Ipad, Handys und anderen Blödsinn, den die Welt nicht braucht...

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